Steuern auf Wein, digitales Weinsammeln und der Diebstahl des Jahrhunderts

Die Digitalisierung macht auch vor der Weinwelt nicht halt und erlangt immer größere Bedeutung – außnahmsweise geht es aber nicht um virtuelle Verkostungen, Online Shops und Social Media, sondern um Blockchain und NFTs. Außerdem machen auch alte Weine wie immer große Schlagzeilen in der neuesten Ausgabe des JollyCellarMaster Weekly:

 

Wie Man 200 Jahre alten Wein Klaut, Luxussteuern und Wortklaubereien

 

Sprich, Freund, und tritt ein!

Das Zitat aus dem Herrn der Ringe hat eigentlich nur wenig mit der potentiellen Steuererhöhung auf alkoholische Getränke in Großbritannien zu tun – außer vielleicht der Herkunft des Autors sowie der Hoffnung, dass das Äußern einer Meinung doch auf fruchtbaren Boden fallen kann. Ob dem so ist, sei dahingestellt, aber der britische Finanzminister hat letzte Woche den neuen Haushalt vorgestellt und das Flehen der Interessenverbände scheint erhört zu worden sein.

Wie wir bereits geschriebene hatten, wird es aufgrund verschiedener Aspekte für den britischen Konsumenten so richtig teuer, dieses Jahr das Weihnachtsfest mit Wein, Sekt und anderen alkoholhaltigen Getränken zu feiern. Dazu kam nun auch der Ausblick, dass die ohnehin schon stattlichen Abgaben auf solche Produkte nun auch noch erhöht werden könnten.

Dem ist zwar nicht so, da mögliche Steuererhöhungen zunächst eingefroren wurden, und auch die bestehende Super-Luxussteuer auf Schaumweine reduziert wird, allerdings erst zum 1 Februar 2023. Andererseits wird jetzt bereits fleißig diskutiert, ob das neue System eine wirklich gerechtere Besteuerungsgrundlage darstellt oder nicht. Das ist um so schwieriger, als dass noch nicht alle Einzelheiten bekannt sind und vieles Teil einer noch zu veröffentlichenden Konsultation sein wird. Eine Gleichung mit vielen Variablen also.

Als unverbesserlicherer Optimist will ich aber glauben, dass alles besser wird und dass dies ein Anlass ist, eine Flasche der englischen Schaumweine, die jüngst so großen Anklang finden, zu köpfen. Oder nicht?

 

Die Auswirkungen der Inflation

Bewegen wir uns aber weg von der dunklen Seite des Weinsektors, verweilen aber dennoch in der leicht negativen Grundstimmung, indem wir uns einer Nachricht zuwenden, die wir alle schon erwartet hatten, nämlich jener, dass die steigende Inflation auch vor Weinpreisen nicht halten machen wird bzw. diese bereits erreicht hat. Für die meisten von uns ist dies sicherlich weniger überraschend, aber manchmal hilft es, eine Schlagzeile mit einem Beispiel zu verbinden, um die Botschaft zu vermitteln. Laut der Wine and Spirit Trade Association (WSTA) wird beispielsweise der britische Weihnachtseinkauf von Wein und Spirituosen so teuer wie nie zuvor sein. Wenn morgen der Haushaltsplan der Regierung veröffentlicht wird, geht es auch um eine mögliche Erhöhung der Alkoholsteuer. Im Vorfeld wurden bereits verschiedentlich Forderungen an die Regierung laut, von eben solche Erhöhungen zum jetztigen Zeitpunkt abzusehen, aber es bleibt fraglich, wie erfolgreich solche Forderungen sein werden. Aktuell werden für eine durchschnittliche Flasche Stillwein 55% oder 3,20 £ erhoben plus Mehrwertsteuer. Da sich die britischen Verbraucher zu Weihnachten bereits auf Engpässe und Preiserhöhungen einstellen müssen – siehe die kürzlichen Spritengpässe – würde eine Steuererhöhung den Geldbeutel der Briten weiter belasten.

Auch in Ländern ohne drohende Steuererhöhung wird Wein aber teurer werden, wie dies bei den meisten Nahrungsmitteln und Getränken ohnehin bereits der Fall ist. In meinem Teil der Welt warnten Händler bereits davor, dass die steigenden Kosten für Energie, Material und Ressourcen sowie der fortschreitender Personalmangel dazu führen würden, diese Preissteigerungen an die Verbraucher weiterzugeben. Als Beispiel zeigt der Artikel, dass bestimmte Verpackungsmaterialien zur Zeit 30-40% mehr kosten als im Vorjahr. Gleichzeitig haben viele landwirtschaftliche Roherzeugnisse wie Weizen bereits Rekordpreise erreicht.

 

Und was sonst noch geschah

Und er Vollständigkeit halber gibt es zum Abschluss noch ein paar weitere lesenswerte Neuigkeiten und nach die Ernte auf der Nordhalbkugel größtenteils abgeschlossen ist, ist es Zeit, Bilanz zu ziehen und zu analysieren, was uns das Jahr in den Weinbergen beschert hat.

Wir haben zum Beispiel schon ein paar Mal über die teils verheerenden Vorfälle in Frankreich gesprochen; auch Deutschland und insbesondere das Ahrtal sind von der Natur stark gebeutelt worden. Anderswo in Deutschland hat aber beispielsweise die Region Franken ein besseres Jahr zu vermelden, was nach der schlechten Ernte von 2020 eine willkommene Nachricht ist, auch wenn vereinzelt durch falschen Mehltau zu einer geringeren Menge als im Durchschnitt zu gekommen ist. Auch hier sollten die Preise aufgrund der oben bereits diskutierten Inflationseffekte leicht steigen, vor allem aufgrund teurere Kartonagen und Etiketten. Insgesamt verzeichneten die Erzeuger der Region 48 Millionen Liter Most gegenüber dem Allzeittief von nur 27 Millionen Litern im Vorjahr. Auf der anderen Seite der Alpen wurde es für die Winzer in meiner Wahlheimat Südtirol nach einer ersten Hälfte, die  aufgrund von Hagel, Frost und mehr Regen als üblich nichts Gutes verheißen lies, ein letztlich sehr gutes Jahr mit hohem Zucker- und Säuregehalt. Auf das Resultat im Glas darf man also gespannt sein.

Wer die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinsektor trotz eines Jahres voller extremer Wetterereignisse und daraus resultierender Schäden an der Ernte immer noch nicht verinnerlicht hat, dem könnte ein Vergleich von Miguel Torres aus der Familia Torres hilfreich sein. Er verglich letzte Woche den Klimawandel auf der Konferenz der International Wineries Climate Action (IWCA) mit der Reblaus, dem Schädling, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert europäische Weinberge verwüstete. Von einem Klimanotstand und nicht nur vom Klimawandel sprechend, sagte Torres, dass seine Auswirkungen auf den Weinbau schlimmer sein würden als die Phylloxera.

Und schließlich wurde Dijon von den Mitgliedstaaten der OIV als Standort ihres neuen Hauptsitzes bestätigt. In einer Pressemitteilung der OIV heißt es, dass die Einrichtung des Sekretariats der Organisation in der burgundischen Hauptstadt für September 2022 geplant ist. Gleichzeitig beginnt die Stadt mit der Renovierung des Hotels Bouchu d’Esterno, in dem sich die neue Zentrale befinden wird. Dijon wurde Bordeaux und Reims vorgezogen, die ebenfalls interessiert waren, den Hauptsitz der OIV zu beherbergen, und die Generalversammlung bestätigte nun ebendiesen Vorschlag Frankreichs.

 

Um aber zu einem wirklich positive Abschluss zu kommen und die Stimmung wieder ein bisschen aufzuhellen, verweise ich schließlich auf die neueste Episode des JollyCellarMaster-Podcasts. Dieses Mal habe ich mit Jeanene Kennedy von Winederlust gesprochen. Dabei ging es um die Weine Australiens, wie man Weingüter auch mit Kindern besuchen kann, und natürliche hat sie mir auch noch einige gute Ratschläge mitgegeben für meinen nächsten Besuch Down Under. Zur Podcast-Folge geht es hier.

 

Das wäre es dann auch schon für diese Woche, aber natürlich freue ich mich immer, von anderen interessanten Geschichten zu lesen, über Wein zu quatschen und zu hören, wer mein nächster Gast im Podcast sein sollte. Also einfach ein paar Zeilen schicken oder mich auf Twitter kontaktieren. Und wer gerne immer auf dem Laufenden bleiben möchte, sollte sich unbedingt für den JollyCellarMaster Newsletter anmelden.

 

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