23 November 2021

#8: Andreas Kofler über Bordeaux-Rebsorten in Südtirol und den Wert von Lagenbezeichnungen

The Jolly Cellar Master - Great Stuff from the World of Wine
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#8: Andreas Kofler über Bordeaux-Rebsorten in Südtirol und den Wert von Lagenbezeichnungen
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Andreas Kofler ist Obst- und Weinbauer in Kurtatsch. Er ist Obmann der Kellerei Kurtatsch, einer der ältesten Kellereigenossenschaften Südtirols. Gleichzeitig ist er auch noch Präsident des Südtiroler Weinkonsortiums. Alles eine Frage der Einteilung, wie er mir in unserem Gespräch zu Beginn erzählt, denn er findet nicht nur Zeit für ein Gespräch mit mir, sondern auch um eine Veranstaltung zu unterstützen, die klassische Bordeaux-Weine aus Kurtatsch präsentiert: die Cortaccia Rossa. Zum vierten Mal wurde in diesem Herbst diese vergleichende Verkostung im Süden der autonomen Provinz Südtirol ausgerichtet, bei der sich die lokalen Produzenten mit renommierten nationalen und internationalen Vertretern in einer Blindverkostung messen. Darüber wollte ich mich mit ihm unterhalten, aber auch über den aktuellen Stand der Lagenklassifikation in Südtirol. Bevor es zur eigentlichen Podcast-Episode geht, aber vielleicht ein, zwei Dinge über Kurtatsch und die Cortaccia Rossa vorweg:

 

Kurtatsch und die Cortaccia Rossa

Kurtatsch – oder italienisch Cortaccia – liegt nicht unweit der Grenze zum Trentino im Süden an der Weinstraße im westlichen Teil des Südtiroler Unterlandes unterhalb des Mendelkamms, die sich nord-südlich über 35 Kilometer durch die Region erstreckt und über dem Ort thront. Der Weinbau um Kurtatsch reicht von 200 Metern bis auf über 1.000 Meter über dem Meeresspiegel bietet einen großen Spielraum für unterschiedliche Rebsorten. Auch hier steht anteilig der Weißwein im Vordergrund, aber erachten die dortigen Weinbauern gerade tieferen Lagen als ausgezeichneten Anbaubedingen für die Bordeauxsorten Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon.

Auf der Webseite der Cortaccia Rossa – des „Roten Kurtatschs“ – werden die nach Osten, Süden und Süd-Osten ausgerichtet Weinberge als zum Teil sehr steil und warm beschrieben. Schon immer war das Unterland eine der wärmsten Zonen Südtirols und der fortschreitende Klimawandel trägt dazu einen zusätzlichen Beitrag, sodass es gerade im Hochsommer zu Temperaturen kommt, die man von nördlichsten Region Italiens vielleicht nicht erwartet. In diesem Jahr wurden im Juli durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen von 28,7° Celsius gemessen. Auch die Bodenzusammensetzung eigne sich mit einerseits tonhaltigen Böden Merlot und andererseits sandigen Schotterböden als ideale Grundlage für Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc in Anlehnung an die Eigenschaften im Medoc und Libournais.

So ist es nicht verwunderlich, dass der Anteil der klassischen Bordeaux-Rebsorten in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat: während 1982 für die beiden Cabernet-Rebsorten gerade mal 3 Hektar und für Merlot-Rebstöcke sogar nur 1,4 Hektar verzeichnet waren, sind es heute bereits knapp 28 beziehungsweise 16,3 Hektar.

Südtirol aber ist bekannt für exzellente Weißweine und wenn es um Rotwein geht, spricht man vor allem die autochthonen Rebsorten Vernatsch und Lagrein. Dank seiner geologischen Beschaffenheit, der Höhenunterschiede und der verschiedenen klimatischen Bedingungen ist es aber auch bekannt für seine Sortenvielfalt. So haben eben auch die Bordeaux-Rebsorten ihren Platz und nach den Produzenten, die hinter der Cortaccia Rossa stehen, auch ausgezeichnete Voraussetzungen vorgefunden. Diese vier – die Weingüter Tiefenbrunner, Peter Dipoli, die Kellerei Kurtatsch, sowie das Weingut Baron Widmann – sehen die aktuelle Bepflanzungslage daher nur ein Zwischenschritt. Aktuell seien nicht einmal die Hälfte der fast 100 ha für den Anbau von Bordeauxsortengeeigneten Fläche zwischen Kurtatsch und den südlicher gelegenen Ortschaften Margreid und Entiklar mit diesen Reben bestockt. Aufgrund dessen aber auch durch den Erfolg und das hohe Qualitätsniveau der Weine sehen sie auch ein beträchtliches Wachstum dieser Anbaufläche in den nächsten Jahren voraus.

 

Kurz-Profile und weiterführende Informationen der vier Produzenten hinter der Cortaccia Rossa:

  • Baron Widmann: Familienweingut gegründet 1824 mit einer jährlichen Produktion von 40.000 Flaschen auf einer Rebfläche von 16 Hektar. Wein in der 2021 Verkostung: Cabernet-Merlot Auhof Alto Adige DOC aus 75% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot und 5% Cabernet Franc. baron-widmann.it
  • Kellerei Kurtatsch: 1900 gegründete Genossenschaft mit 190 Mitgliedern, 190 Hektar Weinberge und jährliche Produktion von 1.500.000 Flaschen. Wein in der diesjährigen Verkostung: Merlot Riserva BRENNTAL Alto Adige DOC aus 100% Merlot. kellerei-kurtatsch.it
  • Peter Dipoli: 1987 entstandenes Weingut mit 6,5 Hektar und jährlicher Produktion von ca. 45.000 Flaschen. Wein in der diesjährigen Verkostung: Merlot-Cabernet Sauvignon IUGUM Alto Adige DOC aus 80% Merlot und 20% Cabernet Sauvignon. Mehr Informationen auf peterdipoli.com und auch hier im Interview auf JollyCellarMaster.
  • Tiefenbrunner: Weingut der Familie Tiefenbrunner, gegründet 1848 auf 75 Hektar Weinbergen und einer jährlichen Produktion von 700.000 Flaschen. Wein der 2021 Edition: Cabernet Sauvignon Riserva TOREN Alto Adige DOC aus 100% Cabernet Sauvignon. tiefenbrunner.com

 

Die „Gegner“ der Südtiroler Weine:

Nachdem in der ersten Ausgabe 2015 die vier Südtiroler Produzenten gegen Vertreter aus Bordeaux wie Chateau L’Église Clinet, Chateau Figeac, Chateau Montrose oder Chateau Pichon Longueville in verschiedenen Jahrgängen angetreten waren, stand in der zweiten Edition 2017 der Vergleich Cortaccia vs. Bolgheri auf dem Programm, u.a. mit Weinen wie Guado al Tasso, Ornellaia, Camarcanda und Sassicaia. Vor zwei Jahren setzte sich das Teilnehmerfeld aus internationalen Vertretern aus der Toskana wie Oreno oder dem Cabernet Sauvignon von Isole e Olena, dem Piemont wie Darmagi von Gaja, Bordeaux wie z.B. Chateau Cos d’Estournel oder La Chapelle de la Mission Haut-Brion zusammen. Die diesjährige Edition brachte erneut renommierte Vertreter aus verschiedenen Regionen zusammen, um erneut aufzuzeigen, dass man die Südtiroler sich nicht verstecken brauchen.

Sämtliche Weine, Verkostungs-Flights und Ergebnisse gibt es hier auf der Webseite der Cortaccia Rossa wie auch weiterführende Informationen über die vier Produzenten sowie das Rotweingebiet Kurtatsch und seine Lagen.

 

Andreas Kofler und die Kellerei Kurtatsch

auf der Webseite und auf Instagram

 

Worüber wir gesprochen haben:

(01:30) Über die Cortaccia Rossa-Verkostung und die Hintergünde, eine vergleichende Verkostung von Weinen aus roten Bordeaux-Rebsorten in Südtirol

(03:00) Warum die Gegend eine ideale Lage für die klassische Rebsorten darstellt

(05:00) Über die Herausforderung, Vielfalt zu kommunizieren

(07:00) Der Vergleich mit Spitzenweinen aus Bolgheri und Bordeaux

(09:00) Die Verwendung von Punkten und weil es auch Sinn machen kann, keine Punkte nicht zu verwenden

(11:00) Über die Zusammenarbeit vier unterschiedlicher Produzenten mit einem gemeinsamen Ziel

(12:30) Die Lagendiskussion in Südtirol, Hintergründe, der aktuelle Stand und wie es damit weiter geht

(17:30) Die Vorteile einer Lagenabgrenzung und Investitionen in Qualität

(19:00) Über das Risiko, Verbraucher zu verwirren und wie man es vermeidet

(21:00) Die Notwendigkeit regulatorischer Vorgaben und die Verantwortung der Betriebe für die Qualität des Weines

(22:30) Über die Rebsorte Pinot Grigio, sein Potenzial in Südtirol und der Einfluss von unterschiedlichen Lagen

 

Einige der Weine, Personen, oder Orte, um die es in dieserEpisode gesprochen haben, und anderen nützliche Informationen:

 

 

 

 

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The JollyCellarMaster theme song for the podcast is Geovane Bruno’s “Motivational Hope”. Great tune, isn’t it?

 

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